Historische Gemüsesorten

Ihre Vorteile und warum sie eine Renaissance erleben


In einer Zeit, in der landwirtschaftliche Erträge maximiert und Sorten auf Haltbarkeit gezüchtet werden, erfahren historische Gemüsesorten eine neue Aufmerksamkeit. Diese Sorten, die oft seit Jahrhunderten existieren und über Generationen hinweg kultiviert wurden, bieten weitaus mehr als nur kulinarische Vielfalt. Sie zeichnen sich durch ihre hohen Nährwerte, ihre Anpassungsfähigkeit an lokale Umweltbedingungen und ihre Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen aus – eine Gruppe von Verbindungen, die für ihre gesundheitlichen Vorteile bekannt sind.


Was sind historische Sorten?

Historische Sorten – manchmal auch als Heirloom- oder alte Sorten bezeichnet – sind Gemüsesorten, die über lange Zeit unverändert angebaut wurden, oft ohne Eingriffe durch moderne Züchtungs-methoden. Sie stammen aus einer Zeit, in der der Fokus weniger auf Ertrag und Haltbarkeit lag, sondern vielmehr auf Geschmack, Nährwert und Resistenz gegenüber lokalen Umwelteinflüssen. Oft wurden diese Sorten an spezifische Anbau-bedingungen in bestimmten Regionen angepasst, was sie besonders robust und widerstandsfähig machte.


Im Gegensatz dazu sind viele moderne Sorten darauf ausgelegt, große Mengen zu produzieren, was oft zu Lasten des Nährstoffgehalts und der Geschmackskomplexität geht. Historische Sorten erhalten ihre einzigartigen Eigenschaften durch natürliche Selektion und eine lange Geschichte der Erhaltung durch Bauern und Gärtner.


Vorteile historischer Gemüsesorten


1. Höherer Nährwert


Historische Gemüsesorten enthalten oft mehr Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzen-stoffe als moderne Hochleistungssorten. Diese sekundären Pflanzenstoffe – wie Flavonoide, Carotinoide und Polyphenole – sind für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt und spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention chronischer Krankheiten.


Ein konkretes Beispiel ist die Tomatensorte 'Brandywine', eine historische Sorte, die deutlich mehr Lycopin (ein starker Antioxidant) enthält als viele moderne Hybridsorten. Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Lycopin das Risiko für bestimmte Krebsarten und Herzerkrankungen senken kann.


Moderne Tomatensorten hingegen werden oft gezüchtet, um größere Früchte zu liefern, was dazu führt, dass sie weniger Lycopin und insgesamt weniger Nährstoffe enthalten.


2. Geschmack und Vielfalt


Historische Sorten sind bekannt für ihren intensiven Geschmack und ihre große Vielfalt an Aromen. Im Gegensatz zu modernen Sorten, die oft für ihre Einheitlichkeit gezüchtet werden, bieten historische Sorten eine breite Palette von Geschmacksprofilen, die in der kommerziellen Landwirtschaft weitgehend verloren gegangen sind.


Ein gutes Beispiel ist der Mais, der früher in vielen Sorten mit unterschiedlichen Geschmacks-noten angebaut wurde, während heute die meisten Maisarten auf hohen Zucker- und Ertragsgehalt optimiert sind.


Karotten sind ein weiteres Beispiel: Moderne Karotten wurden so gezüchtet, dass sie eine gleichmäßige orange Farbe und einen süßen Geschmack haben, während historische Sorten wie die 'Purple Dragon'-Karotte nicht nur eine intensive violette Farbe, sondern auch einen erdigeren, kräftigeren Geschmack bieten.


Diese Vielfalt ist nicht nur für Feinschmecker ein Gewinn, sondern auch für die Biodiversität in der Landwirtschaft.


3. Umweltfreundlichkeit und Robustheit


Da historische Sorten oft über viele Generationen hinweg in spezifischen Regionen angebaut wurden, sind sie an die jeweiligen Umweltbeding-ungen angepasst und benötigen oft weniger Wasser, weniger Dünger und weniger chemischen Pflanzenschutz als moderne Sorten. Dies macht sie zu einer umweltfreundlicheren Wahl, insbesondere in Zeiten des Klimawandels, in denen extreme Wetterbedingungen häufiger auftreten.


Ein Beispiel hierfür ist der 'Roter Meier', eine alte Bohnensorte, die besonders gut in trockenen Böden wächst und weniger anfällig für Schädlinge ist als moderne Sorten. Solche Pflanzen benötigen weniger Eingriffe und können in einem ökolo-gischeren Anbausystem gedeihen, wie es beispielsweise durch das No-Dig-Verfahren und den Einsatz von Terra Preta möglich ist.


4. Erhalt der Biodiversität


Durch den Fokus auf wenige ertragreiche Sorten in der kommerziellen Landwirtschaft sind viele alte Gemüsesorten in Gefahr, verloren zu gehen. Der Anbau und die Verbreitung historischer Sorten tragen zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei, die eine entscheidende Rolle für die Anpassungs-fähigkeit der Landwirtschaft an zukünftige Her-ausforderungen spielt. Diese Vielfalt schützt die landwirtschaftlichen Systeme vor Monokulturen und bietet Optionen, auf neue Umwelteinflüsse zu reagieren.


Warum jetzt auf historische Sorten setzen?


Der Anbau und Konsum von historischen Gemüsesorten ist nicht nur ein Gewinn für unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt und die Zukunft unserer Landwirtschaft. Diese Sorten bieten nicht nur höhere Nährwerte, sondern unterstützen auch den Erhalt der Biodiversität und tragen zur Nachhaltigkeit bei.


Im Marktgarten-Konzept, das auf biointensiven Anbau, No-Dig-Praktiken und Terra Preta setzt, können diese Sorten in einem nachhaltigen und nährstoffreichen Boden optimal gedeihen.

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